OSTERN IM KH (1) – Zuhause isses auch nich schöner!

Was man im Krankenhaus alles so lustiges erleben kann –
ein Tatsachenbericht
(Teil 1)

Kaum geht es los mit den warmen Tagen und den schier unzähligen Freizeitstunden nach der harten, müßigen Winterzeit, werden allerorts die altbekannten Fragen laut:

Mami, Mami, fahren wir zu Ostern in den Centerpark?? Die Tigas streichöln im nächsten Safarizoo? Oder ins Phantasialand? Das Wildwasserspieleparadies Wanneeickel-Höggernfeld? Oder zum Erlebnisbällebad in Niedertudorf? Kartfahren? Pferderennen? Sambucawettsaufen?

Und wiederholt steht die elterliche Erziehungsfront vor der selben Entscheidung wie unzählige jungverfrischte Geliebte und Geliebtinnen, die schon wieder über die Feiertage nix mehr mit sich anzufangen wissen und vor der unlösbaren Aufgabe stehen: Was zum Kuckuck machen wir eigentlich über Ostern?

Nicht verzagen, Mika fragen. Denn wie immer hat unser unerschrockener Sensationsreporter, den Pulitzerpreis stehts vor den investigativen Augen, weder Schmerzen noch Mühen gescheut, all den Unentschlossenen für die nächste passende Gelegenheit eine Möglichkeit der Feiertagsgestaltung nahe zu bringen, die nun wirklich ihresgleichen sucht: Ein Aufenthalt in einem Krankenhaus ihrer Wahl!

Kleiderbügel direkt überm Bett

Das gibt es nur hier: Der praktische Kleiderbügel direkt über ihrem Bett!

Denn dass das was ganz, ganz Tolles für jung und alt sein kann, wenn man nur ein ausreichend gestörtes Spaßempfinden besitzt, wird an den mannigfaltigen Erlebnisangeboten deutlich, mit denen sicherlich auch das Maria-und-Josef-Hospital ganz in ihrer unmittelbaren Nähe aufwarten kann. Und letztendlich kann man auch mit kleinen Mitteln und Geräten wirkungsvolle Stromimpulse setzen.

Persönlich auf den Spaßfaktor getestet, bringen wir ihnen nun die Highlights der Gaudifabrik Krankenhaus so nah an Herz und Nieren, dass sie ab jetzt nie wieder Weihnachten in der Schreberlaube verbringen wollen:

 Attraktionen und Freizeitangebote im KH -Wieso auch immer nur ins Disneyland?

 

Am eigenen Leib getestet und auf der Liste der fröhlichsten Aktivitäten ganz vorn dabei: Das EEG.

Klingt im ersten Moment völlig unspektakulär und abgrundtief langweilig – ist es auch. An dieser Übung werden vor allem unsere kleineren Spaßsucher den richtigen Thrill suchen (und nicht finden).

In einem kahlen Raum der Neurologiestation erwartet uns hier ein Stuhl, der sowohl von der Optik als auch vom Sitzkomfort her in liebevoller Detailarbeit einem Rolli der ersten Generation nachempfunden ist und uns sogleich mit nostalgischer Grundstimmung  ins Krankenhaus der 70er Jahre versetzt.

Die wohl schwerste Aufgabe der Gesamtübung ist es, sich da reinzusetzen und trölfzig Gähner zu unterdrücken, während eine missmutige Frau (nennen wir sie hier einfach mal Sybille – die Namen der echten Personen sind von der Redaktion selbstverfreilich geändert oder auch nicht, muahaha. ?) einem die Frisur und weite Teile der Kopfhaut ruiniert, weil sie mit einem rauen Pömpel Löcher in jene reibt, um dort mithilfe eines komischen Gels diverse Elektroden festzkleben, bevor sie schlussendlich eine Badekappe über alles stülpt, bis man sich sicherlich nicht nur abgrundtief bescheuert fühlt, sondern auch so aussieht.

Steht einfach jedem: Genoppte Badekappen!

Dann kriegt man noch weitere Elektroden an die Arme und Hände und muss ganze 12 Minuten völlig regungslos und mit geschlossenen Augen still sitzen bleiben, während im Hintergrund Hellwegradio läuft. Wer den Folterstatus noch ein kleines bißchen weiter in die Höhe pushen will, der kann sich direkt bei der Anmeldung ins Erlebniskrankenhaus mit Verdacht auf MS einweisen lassen und bekommt aufputschende Cortisoninfusionen direkt intravenös in die Blutbahn gepumpt, was u.a. dafür sorgt, dass Sybille sich erstmal beschwert, dass man die Augen zu viel bewegen würde, obwohl man gar nix macht. Mit ner verkabelten Badekappe auf der Rübe und mit Tape zugepflasterten Augenlidern sieht selbst Mika irgendwann nich mehr so wunderschön aus wie sonst und dann isses auch ziemlich gut so, dass irgendwann auch Ende ist und man mit wirrem Kopfhaar wieder in sein Krankenhausbett stiefeln kann.

 Hier ist für jeden Sinn etwas dabei: Spaß und Spiel mit Strom beim impulsiven Nervenbahnentest

Kurzweil im Mehrfachmodus kommt auf, wenn der allseits beliebte Nervenleittest auf dem Erlebnisprogramm steht. Hierbei sind nicht nur ihre eigenen Nerven in der Dicke eines Titanic-Abschleppseils gefragt, sondern auch exzessive Aggressionskontrolle und Standhaftigkeit, sowie die Geduld, minutenlange Klopfereien an Extremitäten zu ertragen, ohne Sybille eins aufs Mowl zu hauen.

Das witzige Spiel gliedert sich in verschiedene Aufgabenbereiche. Wenn man alles schafft, gibts Kuchen – so heißt es zumindest im Prospekt. Die Schwierigkeit wird hier je nach Level kontinuierlich erhöht, so dass ein stetiger Anspruch gegeben ist.

Das macht gleich nur kurz "Tok" und tut gar nich weh...

Angefangen wird wiederum mit dem Bekleben von Händen und Füßen mit Elektroden mithilfe des vom Vorspiel bekannten Glibbergels und Panzertape, während man wiederum auf einem Stuhl Platz genommen hat. Das kennen wir ja auch alle noch vom EEG, nur jetzt wirds richtig lustig, denn während Sybille einem noch nasse Klettmanschetten um die Unterarme schnallt und man sich ein klitzekleines bißchen wie auf nem elektrischen Stuhl fühlen darf, erkennt man einige Momente später, dass man so falsch mit der Assoziation gar nicht lag, heureka!

Anstatt eines Bedienhebels hat die mürrische Neuro-Frau allerdings jetzt eine Kelle in der Hand, die an das Stop-Moped der Polimanzei erinnert, die sie in fröhlicher Kasperletheatermanier auf den Hinterkopf des Probanden (hier: unser unerschrockender Skandalreporter Mika) niedersausen lässt. Angeblich soll es nur „Tok“ machen, fühlt sich aber an, als wär man fünf und würd das erste Mal ahnungslos an Opa Hollmanns Starkstromzaun packen, womit der seine drei Ziegen in Schach hält. Auä. oO’

 Nachdem wir uns dann auch davon überzeugt haben, dass das Schmerzempfinden der Beine immer noch bestens funktioniert, darf Mika sich für den spannenden Sehnervtest in einen weiteren komischen Stuhl setzen, kriegt ne dämliche Brille auf die Nase und muss einen runden Punkt auf einem Monitor fixieren, während drumherum ein Schachbrettmuster flackert.

Der Selbsttest zum munteren Mitmachen! Wer zuerst wahnsinnig wird, hat gewonnen! o/

Begeisterten Besucherberichten zufolge erscheint einem nach ca 20 Minuten Dauergeflackere  irgendwann die Jungfrau Maria, aber leider war das Zeitfenster bei der jetzigen Aktion zu knapp bemessen, so dass es hier leider vorerst bei der Vermutung bleiben muss.

 Wenn man danach ob der nervlichen Vergewaltigung ein wenig ausser Atem ist, läd eine unbequeme Ranzliege in der Neurologie-Wellnesslounge zur Verschnaufpause ein.

Während Sybille sich wieder daran macht, die Gliedmaßen ordnungsgemäß mit der nächsten Steckdose zu verkabeln, kann man sich gedanklich in Ruhe erst einmal nach den mannigfaltigen Gründen fragen, wieso man die Osterfeiertage nochmal hier im Krankenhaus verbringt. Die Antwort ist so einfach wie gelogen:

Weil das Essen so gut ist.

Immerhin kann man hier á la Klemmbrett zwischen ganzen 4 verschiedenen Tagesmenüs wählen, die von einem wahren Küchenzauberer mit nur zwei Grundgewürzen zubereitet werden und trotzdem nicht alle wie Packungskartoffelbrei schmecken.

(to be continued…)

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